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IN GEDENKEN AN
JÖRG A. HENLE

Diese Seite erinnert an Jörg A. Henle, einen der Gründungsväter von Stichting Horizon.

Sein breites Interesse an Kunst und Kultur spiegelt sich in den zahlreichen Projekten wider, die Horizon während seiner Vorstandstätigkeit von 1997 bis 2018 unterstützt hat. Die folgenden Texte sind Auszüge aus Gesprächen und Interviews, die Jörg Henle zwischen 2017 und 2019 mit seinem Sohn Stefan Henle geführt hat, in denen er auf die Geschichte und Zukunft von Horizon und die wichtige Rolle der Familienmitglieder innerhalb der Stiftung eingeht.

“Die Familienstiftung hatte die Aufgabe, das Kapital der Familie zu verwalten. Daneben galt es, die Familie und kultur-soziale Projekte zu fördern. Die Ausgaben im Interesse der Familie waren relativ niedrig, die Ausgaben für kulturelle und soziale Zwecke waren minimal. Um das Verhältnis besser auszugleichen haben wir beschlossen, die kulturellen und sozialen Ausgaben in einer neuen Stiftung im gemeinnützigen Bereich zusammenzufassen, nämlich Horizon.

Horizon war für den Vorstand der Familienstiftung das Instrument, mit dem kulturelle und soziale Aufgaben angegangen werden konnten. Wir vom Vorstand der SVB und vor allen Dingen Jeremy und ich waren der Meinung, dass es gut sei, ein Instrument zu haben, dass Projekte konzipiert, die geeignet sind, dass sich Familienmitglieder mit ihnen identifizieren und sich in ihnen wiederfinden konnten. Bis dahin waren die Ausgaben im kulturellen und sozialen Bereich Spenden an entsprechende Organisationen wie „Das taube Kind“ und Ähnliches. Entsprechend klein waren die Ausgaben. Unser Interesse war es, Projekte zu fördern, die den Zusammenhang in der Familie verstärken. So kam es zur Gründung von Horizont als eigener Trägergesellschaft für diese Ausgabenbereiche. Der Name Horizont übrigens kam von Arnulf Markert.

Das erste größere Projekt war die Restauration von Ikonen aus Georgien mit einer neuen Methode, die von einem uns bekannten Restaurator entwickelt worden war. Den haben wir durch Prof. Schrade, der in Berlin die Berliner-Georgische Gesellschaft leitet und durch den ich Verbindungen zum Kaukasischen Haus in Tiflis erhalten habe.

Zwei Aufgabenbereiche folgten dem, einmal die Restauration von alten Fresken in Kapellen in Svanetien, der höchstgelegenen Region im Kaukasus von Georgien. Aus der Restauration der Fresken in den Decken der Kapellen in Svanetien kamen auch weitere Restaurationen zu den Dächern und teilweise brüchigen Wänden in Kirchen.

Die Geschichte des Kaukasischen Hauses begann zur gleichen Zeit. Es ist wie immer eine lange Geschichte. Der Ursprung war, dass das Gremium Literatur im Kulturkreis der Deutschen Wirtschaft einen Übersetzerpreis geschaffen hatte und wir auf der Suche waren, welche Literatur wir durch einen Preis für einen Übersetzer vorstellen wollten. Ich lernte in Berlin Naira Gelashvili kennen, die Leiterin des Kaukasischen Hauses in Tiflis. Das KH war ein Zentrum für literarische Übersetzung und kulturelle Aufgaben jeder Art und wurde unser nächstes Mitglied auf der Seite der Geförderten.

Das Kaukasische Haus war für uns alle von Anfang an nicht nur ein kulturelles, sondern auch ein architektonisches Projekt. Der Vorstand von Horizon wurde auf den gefährlichen, ungesunden und schlecht wetter- und feuchtigkeitsgeschützten Zustand des Gebäudes, in dem es untergebracht war, aufmerksam und beschloss, dies im Rahmen des teuersten Einzelprojekts von Horizon zu beheben. Die Anwesenheit eines Architekten im Vorstand von Horizon bot die Möglichkeit, die Arbeiten zu beaufsichtigen, und gemeinsam mit den örtlichen Aufsichtsbehörden führten wir zu diesem Zweck über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren regelmäßige Besuche durch, bis die Arbeiten abgeschlossen waren. Das erfolgreiche Ergebnis des Wiederaufbaus und der Verbesserungen des Kaukasischen Hauses sowie die bereits erwähnten Reparaturen an den Svaneti-Kirchen trugen dazu bei, dass die Gebäuderestaurierung fest in die Liste der Möglichkeiten von Horizon aufgenommen wurde.

In mehreren Reisen hat sich der Vorstand von Horizon sachkundig gemacht über die Möglichkeiten und Probleme in den beiden Bereichen. Dabei waren wir überwältigt von der Gastfreundschaft der Georgier.

Der Hintergrund war immer der: Helfen, kulturelle Güter zu erhalten an Orten, wo dafür zuständig jemand anderes wäre, der aber aus anderen Gründen nicht in der Lage ist, die Mittel dafür aufzubringen.

Zwischen den einzelnen Projekten gab es eine Art Dominoeffekt: man lernte neue Leute kennen, die auf Gebieten tätig waren, die für uns interessant waren, z.B. das Theater Ramba Zamba und ihre Arbeit mit behinderten Kindern.

Ein neuer Ansatzpunkt für weitere Projekte war Rumänien: Jeremy hatte Verbindungen zu einer Gruppe von Leuten, die sich dort einsetzten für den Erhalt von architektonischen Kulturstätten im Land, so z.B. die Sächsischen Dörfer, die nach dem Auszug der Sachsen nach Westeuropa verlassen worden sind und zu verkümmern drohten.

Ängste verbinde ich nicht mit Horizon, höchstens, dass nicht genug Mitglieder der Familie sich dafür interessieren, die notwendigen Funktionen wahrzunehmen in den Gremien.

Freuden gibt es immer da, wo man sieht, dass das, was gesät worden ist gute Früchte getragen hat. Z.B. die Entwicklung der Kinder aus der Wochenendschule des Kaukasischen Hauses.

Ich hoffe, dass es der jüngeren Generation so gut gelingt, neue Möglichkeiten zu entdecken und eigene Projekte zu entwerfen. Ich wünsche der nächsten Generation so viel Glück und Zufriedenheit mit den Projekten, wie wir Älteren sie mit den unsrigen gehabt haben, so das man immer wieder sagen kann, wenn es uns nicht gegeben hätte, wäre hier etwas für immer verloren gegangen.

Familie bedeutet für mich in diesem Zusammenhang eine Gruppe, die durch gemeinsame Interessen und gemeinsames Tun zusammengehalten und bereichert wird. Ich bekomme mit, wie die jüngere Generation sich zusammenfindet im Interesse der dritten Sache, einer gemeinsamen Aufgabe, konkreter Projekte, die die einzelnen Mitglieder der Familie verbinden.

Wichtig ist für eine Familie meiner Meinung nach, dass nicht nur die privaten Dinge die einzelnen Mitglieder verbinden, sondern dass es eine dritte Sache gibt, und das ist hier die Kultur und die Kulturförderung, die einen verbindet, die einen dazu bringt, neue Möglichkeiten auszuprobieren und durch die Tatsache, dass man etwas realisieren kann, sich überhaupt erst Gedanken zu machen über bestimmte Dinge.”

(Jörg A. Henle + 02.09.2019)